Alster und Jungfernstieg

Alles Rund um der Alster und dem Jungfernstieg

Der Jungfernstieg

Aussicht vom Jungfernstieg nach dem Voglerswall Kolorierte - Lithographie Peter Suhr Um 1840

Seit dem 18. Jahrhundert ist er die Bevorzugte Promenade der Hamburger, immer wieder vo den FRemden gepriesen als ein unvergleichliches Kleinod der Stadt, Linden, in drei Reihen nebeneinander gepflanzt trennten die prächtigen Häuser und vornehmen  Hotels an der Landseite von dem Becken der Binnenalsten. In den Pavillons saß man in guter Gesellschaft bei einem Glase Wein zusammen und verplauderte die Zeit, oder man las die neuesten Zeitungen. Vielleicht aber sah man auch  nur dem Treiben auf diesem korso interessiert zu, wobei zu kritischen Beobachtungen, ob dieser Stieg  "seinem Vorlaufenden Adejectiv" auch ganz entspräche,oft genung Gelegenheit geboten wurde.  Georg Nicolaus Bärmann, dem Hamburg auch die "Natonalhymne" verdankt, hat im Jahre 1822 erschienen "Hand und Hüflsbuch für Fremde und Einheimische" das Leben auf dem Jungfernstieg ausführlich beschrieben. "Im Sommer", berichtet er "ist das Gewühl der Spaziergänger, besonders gegen Abend, außerordentlich groß. Wird die Scene durch Mondlicht erlichtet, so wird gewährt sie einen doppelt schönen Anblick und macht die Promenade noch interessanter. Leute aus allen Ständen und Classen, Einheimische und Fremde, Reiche und Arme, Herren in runden Wolkenperücken und junge Elegants mit Struppigen Titusköpfen, wohlbeleibte Damen und schlanke Nymphenfiguren, ehrbare Mädchen und Hetären, die auf den Fang ausgehen, Zuckerbäckerknechte und Dienstmädchen, alles wandelt hier in traulicher Eintracht untereinander". Und als ob er Peter Suhr Lithographie gekannt hätte, fährt er fort: "Bis gegen zwölf Uhr währt insgemein das Gedränge, dann vermindertes sich und die Priesterinnen der Venus Vulgivaga sind gewöhnlich die letzten, welche am Arme irgendeines für diese Nacht eroberten männlichen Begleiters die Promenade verlassen" 

 

Sillems Bazar

Lithographie: Wilhelm Heuer - Der Bazar am Jungfernstieg

 

Der "Bazar" , nach seinem Eigentümer Wilhelm Sillem auch "Sillems Bazar" oder "Passage" genannte Bau, gehörte zu den Bedeutensten Zeugnissen Hamburger Architektur in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts. Er war eine Schöpfung des Hamburger Architekten Eduard Averdieck und wurde im Oktober 1842 - ein halbes Jahr nach der Einäscherung des  Jungfernstieges durch den Großen Brandt - begonnen und 1845 vollendet. Er stand an der Ecke Junfernstieg/ Große Bleichen.

Der Basar harte eine Grundfläche von 2665 Quadratmeter, umfaßte vier Stockwerke und reichte vom Jungfernstieg bis zur Königstraße ( heute Poststraße). Sein Zentrum bildeten zwei sich kreuzende, mit Glas überdachte Passagen, in deren Schnittpunkt sich ein achteckiger, mit Glass gedeckter Hof befand, genannt "das Octogon". Dieses Octogon, hier im Bild zu sehen, hatte einen Durchmesser von 12,90 Meter und eine Höhe von 26,60 Meter. Seine Wände waren mit grau-schwarz geäderten italienischen Marmor verkledet, der Fußboden bestand aus farbigem Zement in Parkettform. In der Mitte erhob sich ein 4,50 Meter hoher Kandelaber, dessen Piedestral zugleich die Lichtöffnung bildete für den darunterliegenden, im Souterrain befindlichen Saal, der als Restaurant diente.

Die hier in der Mitte zu sehende verglaste Passage war 57,40 Meter lang und 8,80 Meter breit und wird im "Hamburgischen Adressbuch für 1846" so beschrieben:

"Die Passage besteht aus 22 Wohnungen, welche alle durch einen Hof mit der Königstraße in Verbindung stewhen. Jede Wohnng enthält 6 geräumige Zimmer, einen eleganten Laden und vollkommenes Souterrain mit Closet und Wasserleitung..... Das Ganze ist mit möglichster Eleganz ausgeführt, um dem Publicum bei schlechter Witterung eine angenehme und unterhaltende Promenade zu verschaffen"

Zur Seite des Jungfernstiegs, hier war auch das "Hôtel de Russie" untergebracht, dab es acht Haupteingänge. Im Erdgeschoß waren 34 Läden eingerichtet. In den drei Stockwerken befanden sich 231 Zimmer, 52 Kammern und 36 Küchen. Die einzelnen Etagen waren durch 41 Treppen miteinanderbunden. Das ganze Gebäude erhielt eine Gasbeleuchtung. Die Baukosten beliefen sich auf die für damalige Zeiten immense Summe von 1,2 Millionen Hamburgische Mark.

Der durch seine gläserne Transparenz für Hamburg ganz ungewöhnliche Bazar brach erstmals im großen Stil mit dem hiesigen Brauch, wonach Schaufenster mit Auslagen für unschicklich galten. In der Weihnachtszeit spielte ein großes Orchester Unterhaltungsmusik. Für den  Eintritt zum Bazar wurden fünf Schillinge verlangt, die beim Kauf angerechnet wurden. Der Bazar existierte bist 1881, dann wurde er abgerissen, um den Hotel "Hamburger Hof" Platz zu machen.

 

Sans Souci 

Die Wall - Halle oder neue Alsterhalle. Kolorierte Lithographie von Carl Friedrich Beer. Um 1855

Ruhig und still ist es um die Mittagsstunde auf dem Neuen Jungfernstieg. Einige Paare, die von einem Spaziergang durch die Wallanlagen zurückgekehrt sind, suchen im Schatten der linden Schutz vor der prallen Sonne. Hier steht man nun herum und klöhnt ein wenig, über die Kinder, das Wetter, den neuen Schutenhut und über den Longschal, den Madame heute zum ersten Male ausführt. Die Herren der Schöpfung, dene es in Ihrenlangen Gehröcken und hohen Vatermördern reichlich warm ist, hören geduldig zu und beneiden wohl ihre Mitbürger, die allein ausgegangen sind und nun nach Belieben, ohne ehefrauliche Seitenblicke, mit Bekannten politisieren können. Kein Windhauch bewegt die Pappeln am Damm vor der Lombardsbrücke. Auf der glänzenden Fläche der Alster sind nur zwei Ruderboote zu sehen und ein einsamer Schwan, dem die sommerliche Hitze nichts anhaben kann. Erst abends wird es lebhafter zugehen, wenn aus der "Wall- Halle" am oberen Ende dieser  vornehmen Straße, an der Ecke Esplanade, Lanners Walzer über dem Wasser verklingen und vor dem Pavillon oder in der Orangerie die gute Hamburger Gesellschaft beisammen sitzt. 

Die zufriedene Behaglichkeit des Biedermeier, welche diese kleine Steinzeichnung so liebevoll festgehalten hat, ist vergangen. Die "Wall- Halle" wurde bereits 1860 nach Uhlenhorst verlegt, und auch die Wohnhäuser, die um 1830, bald nach Anlage des Neuen Jungfernstiegs, in einem schlicht antikisierenden Stil erbaut wurden, sind fast alle verschwunden. Aus ihrer langen Reihe wurde eines nach dem anderen herausgebrochen, um neuen Bauten Platz zu machen, darunter auch das von Alexis de Chateauneuf erbaute Haus de Dr. Abendroth an der Ecke zur großen Theaterstraße. Heute erinnert nur das Haus des Senators Jenisch an diese Zeit.

Wir schreiben das Jahr 1910 und auf dem Jungfernstieg hoffen Droschken-Kutscher auf Kundschaft vom benachbarten Trottoir. 
Wir sehen die Dresdner Bank und das 1881-83 aus rotem Mainsandstein gebaute Hotel "Hamburger Hof". Damals sah es noch prächtiger aus mit den ganzen Türmen, verspielten Putz und den Figuren. Die Figuren wurden von Engelbert Peiffer (nur mit 2 "f" und die 'inne Mitte') geschaffen - wie übrigens auch der Vierländerbrunnen vor der Nikolaikirche. 
Interessant ist auch die elendig lange Holzleiter an der Fassade vor dem Hotel: Unwillkürlich fallen einem da Szenen von Charlie Chaplin, Buster Keaton oder Stan Laurel mit Partner Oliver Hardy ein.
Auf dieser Aufnahme sieht man auch sehr schön die schwungvoll gestalteten Strommasten der Strassenbahn, im Hamburger spöttischen Sprachgebrauch "Chinesen Galgen" genannt, die vorm Hamburger Hof Richtung Gänsemarkt entschwindet.Wenn wir genau hinsehen, entdecken wir neben der Dresdner Bank am Dach auch den Schriftzug Kempinski: Die Familie hatte in Posen und Berlin ursprünglich eine sehr gut gehende Weinhandlung und hier in Hamburg hatten sie nun auch eine Zweigstelle, die auch eine gut gehende Gaststätte beinhaltete. 

 

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