Mein altes Hamburg

Andreas Pfeiffer

22587 Dockenhuden/Elbe 

Kloster und Kirche St.Johannis

St.Johanniskirche Gemälde von Julius Oldag. 1829. Hamburger Kunsthalle

Kloster und Kirche von St. Johannis wurden um 1235/36 gegründet und befanden sich auf dem Gelände des heutigen Rathausmarktes; die Straßennamen Große und Kleine

Johannisstraße weisen noch darauf hin. Die Kirche - eine dreischiffige, aus Backstein errichtete Hallenkirche - war ein zwar beachtlich großer, aber äußerlich nahezu schmuckloser Bau, denn sie gehörte einem Bettelorden, den Dominikanem, und durfte darum auch nur einen Dachreiter statt eines Turms besitzen. Die Kirche, so wie sie Julius Oldach unmittelbar vor ihrem Abriß gemalt hat, wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erbaut und bekam ihren ersten Dachreiter 1480, der 1506 erneuert wurde; der dritte, hier dargestellte, wurde 1731 errichtet.
 

Johann Martin Gensler: Nordseite des St. Johannis- Klosters. Aquarellierte Federzeichung. 1828. Hamburger Kunsthalle

Die Nordseite des im 13.]ahrhundert errichteten St.- Johannis-Klosters lag an der Kleinen Alster, die bis 1842 fast die Hälfte des heutigen Rathausmarktes einnahm. Da im 14.]ahrhundert die Stadtbefestigung an der Kleinen Alster endete, mußten die Dominikanermönche auf Anordnung des Rats die dem Wasser zugewandte Seite des Klosters mit besonders festem Mauerwerk versehen. Als Gensler 1828 diese Ansicht zeichnete, befand sich das Kloster schon im Verfall. 

Innenansicht der St. johanniskirche. Gemälde von Jens Bundsen. Hamburger Kunsthalle

Die Kirche des Dominikanerklosters St. ]ohannis erhielt ihre von ]ess Bundsen gemalte Gestalt als dreischiffige, aus Backstein errichtete Hallenkirche in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Sie hatte ein Länge von etwa 63 m, eine Breite von etwa 30,5 m, im Mittelschiff eine Höhe von etwa 28 m; die Seitenschiffe waren etwa 21,5 m hoch. Die hohen Achtkantpfeiler kamen in anderen Hamburger Kirchen nicht vor; sie waren die höchsten, die in der norddeutschen Backsteinarchitektur überhaupt nachzuweisen sind. Das achtteilige Scheitelrippengewölbe gab es in dieser Ausprägung und zu dieser Zeit sonst nur im (von 1804 bis 1807 abgebrochenen) Hamburger Dom. Auf der Südseite beim Chor (im Bild rechts) befand sich bis ins 18. Jahrhundert hinein die Kapelle der Englandfahrer, für die der zum Johanniskloster gehörend Dominikanerfrater Francke 1424 einen Altar mit Szenen aus dem Marienleben und dem Leben des hl. Thomas von Canterbury malte. Der hl. Thomas von Canterbury war der Schutzpatron der um 1380 gegründeten Bruderschaft der Englandfahrer, also der mit England Handel treibenden Hamburger Kaufleute. Der nur fragmentarisch erhaltene Altar befindet sich heute in der Hamburger Kunsthalle.

 

Während der französischen Okupation Hamburgs (1806-1814) wurde die Johanniskirche von der Besatzungsmacht 1813 beschlagnahmt und diente - nachdem ein hölzerner Zwischenboden eingezogen worden war - als Lebensmittelmagazin.  Nach dem Abzug der Franzosen diente dieser Boden der Hamburger Turnerschaft als Übungsraum und dem Hamburger Bürgermilitaire als Exerzierhalle: In St. Johannis wurden keine Gottesdienste mehr gehalten.

Während das Klostergebäude 1840 abgerssen wurde, begann der Abbruch der verwahrlosten, im Innern von den Franzosen Geplünderten Kirche schon 1829, übrigens auch Wirkungsstätte großer Hamburger Kantoren wie Thomas Selle und Georg Philipp Telemann.  Das an der Kirche angrenzende Klosterareal folgte 1837 bis 1841, um hier Platz zu schaffen für das neue Rathaus, mit dessen Grundsteinlegung es dann allerdings doch noch bis 1886 dauern sollte.

Die St.Johannis-Kirche und das St.Johannis-Kloster vom Breitengiebel gesehen. Lithographie von Peter Suhr, Hamburger Staatsarchiv

Mit dem Abbruch der St.-Johannis-Kirche und des St.-]ohannis-Klosters und der Zerstörung durch den Großen Brand 1842, verschwand auch die seit 1527 nachweisbare Straße „Hinter dem Breitengiebel“, wie sie Peter Suhr um 1828 dargestellt hat. Der Betrachter steht an der Einmündung der Knochenhauerstraße und blickt auf den Eingang zum Johanniskloster (das mittlere Gebäude war der Sitz des Klosterschreibers). Links bildet die Johanniskirche den Abschluß der gegenüberliegenden Straßenfront (das ist der „Breitengiebel“). Hinter ihr biegt die Straße Hinter dem Breitengiebel nach rechts und mündet in die Große Johannisstraße, die bis heute Kirche und Kloster ihren Namen verdankt. Die Kirchen- und Klosteranlage von St. Johannis befand sich auf dem heutigen Rathausmarkt. Das 1227 von Graf Adolf IV. von Schauenburg gestiftete Dominikanerkloster war 1235 fertiggeworden. Die Anlage brannte 1284 ab und wurde wiederaufgebaut. Mit dem Einzug der Reformation in Hamburg wurde das Kloster, dessen Mönche bis zuletzt die „alte Lehre“ verteidigt hatten, aufgelöst. In seinen Gebäuden wurden die 1529 gegründete Gelehrtenschule des Johanneum, die Stadtbibliothek und 1611 das Akademische Gymnasium untergebracht. 

Johanneum und Stadtbibliothek ( die später die Bezeichnung  Staats- und Universitätsbibliothek erhielt) wurden in einem von CArl LUdwig Wimmel errichteten GEbäude im Stil der Renaissance auf dem GEländer des ehemaligen Doms untergebracht, das 1943 durch Bomben zerstört wurde; dabei verbrannten eine halbe Million Bücher. 

Mit dem Abriß der St.-Johannis-Kirche und des St.-]ohannis- Klosters verschwand eines der schönsten Architekturzeugnisse des alten Hamburg und ein besonderer Akzent der Altstadt.

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