Mein altes Hamburg

Andreas Pfeiffer

22587 Dockenhuden/Elbe 

Georg Philipp Telemann

*14.03.1681 Magdeburg         † 25.06. 1767 Hamburg

Georg Philipp Telemann 1750

Als 1721 das Amt des Kantors am Johanneum und des Musikdirektors der fünf Hauptkirchen neu zu besetzen war, entschied sich der Rat (Senat) für den damals berühmtesten deutschen Musiker: Georg Philipp Telemann. Telemann, am 14. März 1681 in Magdeburg als Pfarrerssohn geboren, hatte in Leipzig Jura studiert und während dieser Zeit auch musikalisch gewirkt. Er beendete sein Studium nicht, sondern wandte sich ganz der Musik zu. Zunächst wurde er Kapellmeister beim Grafen Promnitz in Sorau, wo er die für sein späteres Schaffen so wichtige polnische Volksmusik kennenlernte, danach ging er als Konzertmeister an den Hof von Eisenach und wirkte seit 1712 als Musikdirektor in Frankfurt a. M.

Das Hamburger Angebot nahm Telemann sofort an, denn Hamburg hatte damals als Musikmetropole einen hervorragenden Ruf. Am 16. Oktober 1721 wurde er hier offiziell in sein neues Amt eingeführt. Doch bald schon traten Spannungen auf. Sein Gehalt erwies sich im teuren Hamburg als unzureichend, die Dienstwohnung im Johanneum als zu klein für Frau und acht Kinder, dazu wurden ihm auch berufliche Schwierigkeiten gemacht. Telemann bewarb sich daraufhin um das 1722 freigewordene Thomaskantorat in Leipzig. Der Hamburger Rat verhinderte Telemanns Weggang von Hamburg mit einer erheblichen Gehaltserhöhung, worauf Leipzig J. S. Bach zum Thomaskantor wählte. Telemanns wirken für Hamburg in 46 Jahren war enorm. Von 1722 bis 1738 versah er das Amt des künstlerischen Leiters der Hamburger Oper, dazu blieb er zeitlebens der Musikdirektor der fünf Hauptkirchen, Kantor (Musiklehrer) des Johanneums, Chef der Ratsmusikanten, Leiter des von ihm gegründeten Collegium musicum und schließlich Organisator des gesamten Hamburger Musiklebens. Damit besaß er eine Macht- und Aufgabenfülle, wie sie kein anderer Musiker vor oder nach ihm jemals in Deutschland besessen hat.

Dafür hatte Telemann allerdings auch ein schier unfaßbares Arbeitspensum zu bewältigen. Für jeden Sonntag war eine Kantate zu komponieren (und einzustudieren), jährlich schrieb er zwei Opern und dazu noch eine Fülle von Gelegenheitskompositionen für alle städtischen Feiern. Daneben komponierte er zahlreiche Werke für die Hausmusik, war lange Jahre sein eigener Verleger und stach sogar selbst die Noten für etwa vierzig Kompositionen in die Kupferplatten. Das 1729 aus Rußland an ihn gerichtete Angebot, die Musik am Zarenhof in St. Petersburg zu organisieren, lehnte er ab, folgte aber 1737 einer Einladung nach Paris, wo er sich acht Monate aufhielt und wie ein Fürst gefeiert wurde. Georg Philipp Telemann starb am 25. Juni 1767 im Alter von 86 Jahren in seiner Wohnung an den Hohen Bleichen und wurde am 29. Juni auf dem Friedhof des Johannisklosters bestattet. In den 46 Jahren seiner Hamburger Tätigkeit entstand ein bedeutendes Werk, das heute erst in Ansätzen erschlossen ist. Die Kantaten und Oratorien seiner letzten Jahre weisen stilistisch bereits auf die neue Musikepoche hin. Zu den bedeutenden Kompositionen seines Spätwerks gehören die „Donner-Ode“ (1756), die „Tageszeiten“ (1757), der „Messias“ (1759), das Weihnachtsoratorium „Die Hirten bei der Krippe zu Bethlehem“ (1759), „Der Tag des Gerichts“ ( 1762), die Kantate zur Einweihung von St. Michaelis „Komm wieder, Herr“ (1762), das Oratorium „Gott, man lobet dich in der Stille“ auf den Frieden von Hubertusburg (1763), die Kantate „Ino“ (1765), dazu die Passionen und sogenannten Kapitänsmusiken. Telemann, mit Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel befreundet, galt bis zu seinem Tod als unangefochtene Autorität im deutschen Musikleben, als dessen Repräsentant er auch im Ausland angesehen wurde. Zu seinem Nachfolger berief Hamburg 1767 Carl Philipp Emanuel Bach, den Sohn Johann Sebastians, Telemanns Patensohn.

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