Mein altes Hamburg

Andreas Pfeiffer

22587 Dockenhuden/Elbe 

St.Nikolai (bis 1842)

Über die Mittelalterliche Kirche bis zu deren traurigem Ende am 5. Mai 1842

 

 

Außenansicht St.Nikolai bis Mai 1843

Gegründet wurde St Nikolai, nach einigen Querelen mit den Kirchenvertretern des Hamburger Doms. 1189 durch  Adolph III. von Schauenburg, der dem Wunsch der Bürger der gerade neugegründeten Neustadt nach einem eigenen Kirchspiel entsprach. So entstand 1195 zunächst eine Kapelle, auf dem vom Grafen geschenkten Grundstück der zerstörten "Neuen Burg". Diese Kapelle wurde dem Schutzpatron aller Seeleute und Reisenden dem heiligen Nikolaus geweiht. Diese Kapelle bot Platz für etwa 300 gläubige Christen. Nachdem die Einwohnerzahlen im KIrchspiel St. Nikolai anstiegen und der Platz nicht mehr ausreichte, wurde die erste Erweiterung 1240 - 1250 vorgenommen. Bei dieser Erweiterung wurde die vorhandende Kapelle als Chorraum mit integriert. Die Erweiterung wurde nun in Backstein ausgeführt. Da die Seitenschiffe nicht viel breiter waren als das Mittelschiff, bekamen alle drei ein Spitzdach.  Der Baustil, der Gotische Züge aufwies ging als " Backsteinhallenkirchenbau hamburgischen Typs" in die Kunstgeschichte ein. Die Kirche hatte nun drei Schiffe und hatte eine Halle von 22 Meter höhe und Platz für 1000 Kirchgänger. Erst 1353 erhielt die Kirche einen überdachten Turm. Bereits 1384 wurde mit einer zweiten Erweiterung für 1500 Gläubige begonnen, der um 1400 abgeschlossen wurde. Bei dieser Baumaßnahme wurde das Langschiff verlängert und der Bau ansich verbreitert. 

Eine dritte Erweiterung fand zwischen 1401 und 1425 statt, bei der Chorraum eine neue Apsis erhielt.Zudem wurden ein Beinhaus zugefügt, Das Beinhaus war zur Umbettung der sterblichen Überreste vom überfüllten Kirchhof gedacht. Da auch ein Turm geplant war, errichtete man auch schon die Grundmauern. Bis zum Bau eines Turmhelms sollte viele Jahre ins Land gehen. Erst 1518 errichtete der Hannoveraner Baumeister Hinrich Barteldes einen sechseckigen Turm auf dem Turmstumpf. Der Baumeister war kein Unbekannter in Hamburg, hat er doch bei St.Petri zuvor den Turmhelm erneuert. Doch der Turmhelm blieb nicht lange erhalten: ein Blitzschlag vernichtete den 135 Meter hohen Turm. Dem neuen Turmhelm von 1591, durch den Baumeister Hans Petersen errichtet, war auch nicht mehr Glück beschienen. Dieser Turm wurde durch ein Unwetter vernichtet. 

  

  

Innenansicht von St.Nikolai nach Peter Suhr

Erst der dritte Turmhelm von 1657 durch den Architekten Perter Marquardt aus Plauen prägte 200 Jahre die Stadtsilhoutte Hamburgs. Durch drei übereinander errichteten Hauben erhielt die Kirche einen barocken Anstrich. Die über der dritten Haube enthielt eine geschlossene und eine offenen Laterne. Unterhalb des Turmhelms verlief ein Kranz mit vergoldeten Kugeln. Fremde Besucher freuten sich, daß man "den sehr schönen neugebauten Thurm unter der Spitzen mitt grossen, überguldeten Kugeln geputzed habe" , es hieß, " sie seien von dem Schatz gemacht, welchen die Hamburger dem berühmten Seeräuber Stürtzebecher abgenommen haben."

Was übrigens alle Kirchtürme von St.Nikolai eint, ist die Tatsache das in die Turmhelme ziemlich weit oben über den Dächern der Stadt eine Uhr integriert war,an der sich alle Hambuger orientierten. So entstand die "Hamburg Zeit". 

 

St.Nikolai war natürlich auch um die Auseinandersetzungen während der Reformationszeit nicht ausgenommen. 1524 trat der Pastor Henning Kissenbrügge zurück und es wurde ein Freund und Vertrauter Martin Luthers als neuer Pastor von den Hamburgern gewählt.Es war niemand geringerer als Johannes Bugenhagen. Mit dieser Wahl wurde erheblich in das bestehende Kirchenrecht eingegriffen. Bislang stellte und bestimmte nur das Domkapitel den Pastor. Der Rat der Stadt konnte zunächst auch noch die Amtseinführung verhindern, jedoch war damit Schluss als die Kirchenoberen das eigenständige Kirchenwahlrecht erstritten hatten. Sie bestimmten Johann Zergenhagen aus Mageburg zum ersten Hauptpastor der nun Lutherischen KIrche St.Nikolai. Da der Rat der Stadt im wesentlichen die Reformationsbewegung unterstützte, und auch an der Kirchenneuordnung mitwirkte, verlief die Reformation in Hamburg relativ friedlich ab.  Als die altgläubigen Vikare sich weigerten an Kirchlichen Zeremonien teilzunehmen, rief Zegenhagen kurzer Hand seine Kapläne, Schulchöre und den Küster zusammen, mit denen er nun eine Festmusik improvisierte. Das war zu Weihnachten 1526 und dies markiert den Zeitpunkt der neuen Kirchenmusik. Die Gemeinde verzichtete nun völlig auf die Vikare.

 

Die Organisten von St.Nikolai gehörten zum damaligen "Who is Who" der Musikwelt. So spielte hier der Hamburger Johann Praetrorius (*1620 †1660) oder Vincent Lübeck *1654 †1740) . Georg Philipp Teleman (*1681 †1767)  wurde durch dass Glockenspiel, das St.Nikolai 1665 erhalten hat, zum Konzertstück Hamburgische Glockenspiele inspiriert. Dieses Glockenspiel besaß im übrigen 25 Glocken über zwei Oktaven.

DIe Arp Schnitger Orgel die zwischen 1682 und 1687 in St Nikolau aufgebaut wurde, war weit über die Stadtgrenzen berühmt und es wurde berücksichtigt „was die damalige Technik an Vollkommenheit ermöglichte“. Es soll die damals größte Orgel im deutschsprachigen Raum, wenn nicht weltweit gewesen sein. Das Instrument verfügte über 67 Register, vier Manual, Pedal und über 4.000 Pfeifen. Die größte Pfeife im Pedalturm war das 32-füßige C mit einem Gewicht von 860 Pfund

 

  

  

St.Nikolai nach dem 8.Mai 1842 vom Rödingsmarkt aus gesehen

 

Als am Himmelfahrtstag, Sonntag den 5.Mai um 1:00 Nachts, ein Feuer beim Cigarrenmacher Cohen in der Deichstraße 42 ausbrach, ahnte niemand das dies die größte Katastrophe seit Menschengedenken für die Stadt Hamburg werden sollte.

Man hatte beim morgendlichen Kirchgang wohl zur Kenntnis genommen das die "Wittkittel" (Vorgänger der Hamburger Feuerwehr) zur Brandbekämpfung ausgerückt ist, aber das Feuer war ja noch relativ Fern und auf der anderen Seite des Nikolaifleetes. So ging der Hamburger zu seinem Sonntäglichen Hauptgottesdienst auf St. Nikolai. Niemand ahnte das dieses der letzte Reguläre Gottesdienst in diesem Gebäude sein würde. Das Feuer verbreitete sich schnell, nicht zuletzt weil es recht trocken gewesen ist und ungünstige Winde begünstigten die Feuersbrunst. So fraß sich sich das Feuer zügig Richtung St.Nikolai. Am frühen Nachmittag wurde noch ein Fürbitten Gottesdienst zur Rettung der KIrche abgehalten.... dieser musste abgebrochen werden, da sich das Feuer schon Gefährlich nah am Gebäude befand. Gegen 4:00 Nachmittags erfassten die Flammen den Turm von St.Nikolai. Da die Löschtechnik noch nicht ausgereift war, erreichte das Löschwasser trotz größter Anstrengungen nicht den Brandherd am Turm. Schließlich brach der Turm zusammen und setzte das restliche Kirchenschiff in Brand.

Zeitzeugen berichten das das Glockenspiel, aufgeheizt durch das Feuer, noch ein letztes Mal ertönte ehe der Turm in sich zusammenbrach. 

Als nach drei Tagen, am 8.Mai.1842 das Feuer endlich gelöscht war, machte man sich Gedanken um den Wiederaufbau. Dieser Gedankenaustausch endete in einem Streit zwischen den Kirchenleuten, den Architekten und dem Rat der Stadt. Schließlich einigte man sich, das die Ruinen abgerissen werden und ein Neubau der ein paar Meter weiter südöstlich mitten auf der Insel, umrahmt von der Alsterschleife entstehen sollte.  

Am 1. Juno 1843 begann man mit dem Rückbau der sich ein Jahr hinziehen sollte. 1844 wurde durch die Kirchenbaukommission ein Architektur Wettbwerb ausgeschrieben den Gottfried Semper aus Altona gewann. Der Sempersche Entwurf sah einen Romanischen Kuppelbau vor.

 

Doch es sollte alles ganz anders kommen.... 

 

 

 

Titelblat der ersten Gotteskastenordnung, St.Nikolai 1527
Druckversion | Sitemap
© Mein altes Hamburg