Mein altes Hamburg

Andreas Pfeiffer

22587 Dockenhuden/Elbe 

Georg Heinrich Sieveking

* 28. Januar 1751 Hamburg  † 25. Januar 1799 Hamburg

Georg Heinrich Sieveking wurde am 28. Januar 1751 in Hamburg als Sohn eines Kaufmanns geboren. Mit fünfzehn Jahren kam er als Lehrling in die Firma des Senators Caspar Voght, mit dessen gleichnamigem Sohn er be-
freundet war. Der alte Voght zeigte sich mit dem „Lehrknaben“, wie man damals sagte, so zufrieden, daß er ihn 1771 zugleich mit seinem Sohn zum Teilhaber bestimmte. Nach dem Tod seines Lehrherrn wurde Sieveking gemeinsam mit seinem Jugendfreund Inhaber des Handlungshauses „Voght und Sieveking“. Wie sein Freund und Sozius war auch Sieveking musisch sehr interessiert; man schwärmte für die Gedichte Klopstocks und spielte auf der
Liebhaberbühne Stücke von Lessing. Johann Georg Büsch, der vielseitig gebildete Wissenschaftler und Vormund Sievekings, erinnerte sich später: „Dichter waren die herr-
schende Lektüre, und die jungen Kaufleute waren nahe daran, ihre Advisbriefe im Idyllenton zu schreiben.“ Das war aber für Sieveking kein Hindernis, sich zu einem überdurchschnittlich begabten, geschäftstüchtigen Kaufmann zu entwickeln. Als Mitglied der Hamburger Freimaurerloge hielt Sieveking eine begeisternde Rede über die
Freiheit. Es war daher nicht Verwunderlich, daß die Nachricht vom Ausbruch der Französischen Revolution am 14. Juli 1789 Sieveking mit großer Freude erfüllte. Den ersten Jahrestag dieses Ereignisses feierte der Kaufmann in seinem Garten in Harvestehude mit einem Fest, bei dem der von Voght und Sieveking so bewunderte Friedrich Gottlieb Klopstock, der seit 1770 in Hamburg lebt`e, zwei neue Oden

auf die Französische Revolution rezitierte. Sieveking selbst hatte ein Lied auf die Revolution gedichtet, das gemeinsam gesungen wurde. Auf den Sieg der Revolution wurden Trinksprüche ausgebracht, bei denen Salut geschossen wurde. Sogar der in Paris erscheinende „Moniteur“ berichtete über Sievekings Fest, das aber in Deutschland eher
böses Blut machte. Wie so viele, rückte auch Sieveking später von den Ausschreitungen in Paris ab; die Witwen der hingerichteten Wissenschaftler Bailly und Condorcet unterstützte er mit Geld. Als sich die Beziehungen Hamburgs zu Frankreich 1795 so drastisch verschlechterten, daß Frankreich ein Embargo über alle Hamburger Schiffe verhängte, schickte der Rat der Stadt Georg Heinrich Sieveking zu Verhandlungen 1796 nach Paris. Dem hohen diplomatischem Geschick des Kaufmanns gelang es, die Aufhebung des Embargos und die Anerkennung der Hamburger Neutralität durchzusetzen, allerdings mußte die Stadt dafür eine hohe Geldsumme an die Französische Republik zahlen. Als Sieveking nach dreimonatiger Abwesenheit in seine Heimatstadt zurückkehrte, bereitete ihm Hamburg einen festlichen Empfang. Damals, in Paris, ist unser Porträt entstanden. Sieveking hat seinen Erfolg nur kurz genießen können:
Schon am 25.]anuar 1799 starb er nach kurzer Krankheit in seinem Stadthaus am Neuen Wall, erst 48 ]ahre alt. Mit ihm verlor Hamburg einen seiner größten Kaufleute und einen Förderer des Geisteslebens, bei dessen sonntäglichen Festen auf seinem Landsitz in Neumühlen fast alle namhaften Dichter jener Zeit zu Gast waren.

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