* 19.Oktober 1767 Hannover † 23. Dezember 1844 Hamburg
Mit nur 16 Groschen in der Tasche war der am 19. Oktober 1767 in Hannover als Sohn eines jüdischen Altkleiderhändlers geborene Salomon Heine 1783 in Hamburg
eingetroffen, um hier
„sein Glück zu machen“, wie man damals sagte . Und daran sollte es ihm nicht mangeln. Zunächst arbeitete der Junge als Bleistiftverkäufer und Bankbote, gewann aber allmählich so viele Kenntnisse im
Bank- und Maklergeschäft, daß er 1797, dreißig Jahre alt,
selbst mit seinem Freunde Marius Heckscher das Bankhaus „Heckscher & Co“ gründen konnte. Mit diesem Unternehmen hatte er von Anfang an großen Erfolg. Nicht nur überstand die zunächst noch kleine
Bank 1799 die große Winschaftskrise, die Hamburg betroffen hatte und so manches renommierte Handelshaus in den Ruin trieb: Die Firma behauptete sich sogar während der französischen
Besatzungszeit
1806 bis 1814, als Hamburgs Handel wegen der strikten Handelsblockade nahezu vernichtet wurde. Ja, Salomon Heine konnte sich damals (1808) sogar einen Landsitz an der Elbchaussee
leisten, der bis zu seinem Tode in seinem Besitz blieb. Zehn Jahre später, Hamburg begann sich gerade mühsam von den ruinösen Folgen der französischen Besetzung zu erholen, verfügte Heine schon über
das für jene Zeit, und besonders für Hamburg, ganz außerordentliche Vermögen von einer Million Taler, das ihm erlaubte, sich von seinem Teilhaber Marius Heckscher zu trennen und künftig als Salomon
Heine zu firmieren. Sein Geschäfts- und Privathaus lag am Jungfernstieg.
Salomon Heine - Friedrich Carl Gröger porträtierte ihn 1822 als Fünfundfünfzigjährigen - war ein allseits geachteter und wegen seiner Lauterkeit und Hilfsbereitschaft vielgerühmter Mitbürger, der auch seinen Neffen, den Dichter Heinrich Heine, nachhaltig förderte. Sein Verhältnis zu dem Dichterneffen, der in Hamburg als Geschäftsmann gescheitert war, blieb zwar stets spannungsgeladen („Hätte mein Neffe etwas gelernt, brauchte er nicht zu schreiben Bücher“), aber er entzog ihm nie die Unterstützung. Nach dem Tod seiner Frau Betty (1837) stiftete er das Israelitische Krankenhaus auf St. Pauli. Welcher Hochherzigkeit Salomon Heine fähig war („. . . ein seltener Reicher, denn Geld und Herzensgüte liegen bei ihm auf
einem und demselben Zahlbrett“, so ein Zeitgenosse), erwies sich nach dem Großen Brand 1842. Nicht nur, daß er sein Haus am
Jungfernstieg freiwillig zur Sprengung preisgegeben hatte, um (vergebens) das Feuer aufzuhalten: Er verzichtete auf die ihm
zustehende Versicherungssumme, die er der städtischen Feuerkasse stiftete, und machte bekannt, daß er von jedem in Not geratenen Kaufmann Wechsel in Höhe bis zu 15000 Mark banco annehme. Mit dieser
großzügigen Geste trug er entscheidend zur raschen Wiederbelebung des schwer getroffenen Handels bei, ja er rettete damit zahlreiche Hamburger Unternehmen vor dem sonst sicheren Ruin. Als Salomon
Heine am 23. Dezember 1844 in seinem Haus in der ABC-Straße starb, hatte der gläubige Jude in seinem Testament nicht nur alle seine Arbeiter und Angestellten bedacht, sondern auch 8000 Hamburgische
Mark courant zum Wiederaufbau von zwei Kirchen gespendet. Der Journalist Friedrich Saß schrieb 1842: „Unter den Kaufleuten Hamburgs muß vor allen der edle Salomon Heine erwähnt werden, ein Mann,
dessen Verdienste um Hamburg und Hamburgs Bürger sich fast täglich mehren . .. Es ist edel, das Vaterland retten vor Feindesgewalt, aber nicht weniger edel und großartig ist es, wenn die ersten
Kaufleute Hamburgs sich in patriotischer Uneigennützlichkeit dazu
vereinen, den Credit ihrer Kaufmannschaft aufrecht zu erhalten.“
Die Patriotische Gesellschaft ernannte Salomon Heine 1843 zu ihrem Ehrenmitglied, obwohl die Gesellschaft bis dahin Juden die Aufnahme verweigert hatte. Heines Großherzigkeit hat
zweifellos mitgeholfen, den Hamburger Juden ihre Situation zu erleichtern. So durfte 1837 zum erstenmal ein Jude die Vormundschaft für ein christliches Kind übernehmen, von 1841 an konnten sich Juden
auch in St. Pauli niederlassen (das ihnen bis dahin als Wohngebiet gesperrt war), und ein 1842 gegründeter Jugendverein ließ erstmals auch jüdische Jugendliche als Mitglieder zu. Der Leichnam Salomon
Heines wurde auf dem jüdischen Friedhof in Ottensen bestattet, das Grab aber im zweiten Weltkrieg vernichtet. Heute erinnert ein Gedenkstein auf dem Ohlsdorfer Friedhof an den großherzigen Bankier,
dem seine Wahlheimat viel zu danken hat.