*18.November 1863 Wendisch-Hermsdorf † 8.Februar 1920 Blankenese
Richard Dehmel war der Sohn eines Försters und wurde am 18. November 1863 in Wendisch-Hermsdorf (Spreewald) geboren. Von 1882 bis 1887 studierte er in Berlin und
Leipzig Naturwissenschaften, Volkswirtschaft, Soziologie und Philosophie. Nach seiner Promotion übernahm er das Amt des Sekretärs des Verbandes Deutscher Versicherungen
in Berlin, das er 1895 aufgab, um von nun an als freier Schriftsteller zu leben. Zu diesem Zeitpunkt lagen von ihm die Bücher „Erlösungen“ (Gedichte, 1891), „Aber die Liebe“ (Gedichte und
Erzählungen, 1893), „Lebensblätter“ (Gedichte und Novellen, 1895) und das Drama „Der Mitmensch“ (1895) vor und hatten Beachtung gefunden.
Von 1899 bis 1902 unternahm er Reisen nach Italien, Griechenland, in die Schweiz, nach Holland und England und ließ sich dann 1902 in Blankenese nieder, wo er sich ein Haus
baute (Richard-Dehmel-Straße 1).
In Blankenese entstanden die Gedichtbände „Weib und Welt“ (1896), „Die Verwandlungen der Venus“ (1907) und „Schöne wilde Welt“ (1913), das Epos „Zwei Menschen“ (1903), die Essaysammlung
„Betrachtungen über Kunst, Gott und die Welt“ (1909), die Theaterstücke „Michel Michael“ (1911), „Die Menschenfreunde“ (1917), „Zwischen Volk und Menschheit“ (1919)
Aus dem Nachlaß wurden 1921 die Komödie „Die
Götterfamilie“ und 1922 die Autobiographie „Mein Leben“ veröffentlicht.
Eine enge Freundschaft verband Richard Dehmel mit dem Dichter Detlev von Liliencron, der ab 1889 in Ottensen und später in Rahlstedt lebte. Nach dessen Tod (1909) betreute Dehmel die von Liliencron
geförderten Arbeiterdichter Gerrit Engelke und Heinrich Lersch.
Richard Dehmel war zu seinen Lebzeiten ein vielgelesener und wohl auch überschätzter Dichter. Seine Lyrik in freien Rhythmen
umkreist immer wieder sein Zentralthema Liebe und Eros und galt in der bürgerlichen Gesellschaft jener Zeit als „gewagt“.
Von seinen sozialkritischen Versen bekam das Gedicht „Der Arbeitsmann“ eine außerordentliche Popularität und ging in
zahlreiche Anthologien ein: „Wir haben ein Bett, wir haben ein Kind, / mein Weib! / Wir haben auch Arbeit, und gar zu zweit, / und haben die Sonne und Regen und Wind, / und uns fehlt nur
eine Kleinigkeit, / um so frei zu sein, wie die Vögel sind: / nur Zeit.“
Richard Dehmel starb am 8. Februar 1920 in Blankenese. Seinen Nachlaß verwahrt die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky.