Karl Franz Friedrich Chrysander wurde am
8. Juli 1826 in Lübtheen (Mecklenburg) geboren, wurde auf dem Lehrerseminar in Ludwigslust ausgebildet und konnte 1852 mit einer musikwissenschaftlichen Arbeit an der Universität Rostock zum Dr. phil. mit „summa cum laude“ promovieren, obwohl er weder Gymnasium noch Universität besucht hatte.
Schon sehr früh beschäftigte er sich mit Folklore und alter Musik, und 1858 erschien der erste Band seiner Biographie Georg Friedrich Händels, die seinen Ruhm als
Händel-Forscher begründete. Der zweite Band folgte 1860, der dritte 1867, allerdings kam er über den ersten Teil nicht mehr hinaus, so daß dieses monumentale Werk unvollendet blieb.
Chrysander übersiedelte 1865 nach Bergedorf, wo er auf seinem Anwesen auch eine Gärtnerei betrieb, deren Erträge ihm einen Teil seines Lebensunterhalts sicherten und die ihm zugleich Entspannung bei
seiner immensen wissenschaftlichen Arbeit gewährte.
Chrysanders bleibendes Verdienst besteht in der von ihm edierten Gesamtausgabe der Werke Händels in 100 Bänden (1859 - 1894), für deren Herstellung er in seinem
Bergedorfer Haus sogar eine eigene Druckerei einrichtete, in der auch die Druckvorlagen gestochen wurden. Er nahm diese zeitraubende Arbeit in Kauf, da er mit der Arbeit der professionellen
Musikverleger und Stecher sehr bald unzufrieden geworden war.
Friedrich Chrysander starb am 3. September 1901 in Bergedorf. Das von Leopold Graf von Kalckreuth im Auftrag von Alfred Lichtwark gemalte Portrait entstand wenige Wochen vor Chrysanders Tod. Es zeigt
im Hintergrund die Werkstatt. Die Partitur, die der Dargestellte in der Hand hält, ist Händels Oper „Ottone“
(1722). Daß sie auf dem Bildnis genau zu lesen sei, hatte der eigenwillige Forscher ausdrücklich vom Maler verlangt.