Die Pflege kranker, gebrechlicher, alter, der Fürsorge bedürftiger Menschen hatte im Mittelalter in Hamburg einen bedeutenden
Platz eingenommen. Um 1220 wurde für die damals noch sehr zahlreichen Leprakranken in der Vorstadt St. Georg ein Hospital gegründet (worauf noch heute die Bezeichnung Spitalerstraße hinweist), und
1233 entstand der Beginenkonvent der „Blagen Süstern“ (Blauen Schwestern). Auch die Klöster nahmen sich der
Krankenpflege an, so das 1277 gegründete Franziskanerkloster St.-Maria-Magdalenen, das 1235 errichtete St.-]ohannis- Kloster der Dominikaner und das seit 1247 bestehende Nonnenkloster Herwardeshude
(Harvestehude). Ein weiteres Hospital erhielt die Stadt mit dem erstmals 1246 erwähnten Heiligen-Geist-
Hospital am Rödingsmarkt, das auch über beträchtlichen Grundbesitz verfügte, wozu nicht nur das Heiligengeistfeld gehörte,
sondern auch das damals noch weit vor den Toren der Stadt liegende Dorf Barmbek.
Heute erinnert noch der Name Heiligengeistfeld an das Heiligen-Geist-Hospital. Die von Peter Suhr kurz vor ihrem Abriß gezeichnete Kirche des Hospitals zum Heiligen Geist befand sich
dort, wo heute die U-Bahn-Station Rödingsmarkt steht. Eine erste Kapelle wurde 1308 errichtet, die hier dargestellte Backstein-
kirche ersetzte den Kapellenbau 1559; das Dach der neuen Kirche wurde mit Kupfer gedeckt.
Wie so viele Hamburger Kirchen bekam auch die Heiligen-Geist-Kirche zahlreiche
entstellende Anbauten, die deutlich zu erkennen sind. Da der Bau verhältnismäßig tief lag, wurde er häufiger bei Hochwasser überschwemmt. Deswegen verfügte die
Stadt
1805 die Schließung der Kirche und ließ zwei Jahre später ihr Inventar verkaufen. Während der französischen Besetzung zwischen 1806 und 1814 diente sie den Franzosen als Heumagazin,
1832 wurde sie abgerissen.
Links im Bild schließt sich an die Kirche das Gebäude des Hospitals, von dem Peter Suhr im Kommentar zu seinem Bild schreibt:
„Es ist eine der reichsten Hamburgischen Stiftungen; sie hat außer einigen Ländereien mehrere Vermächtnisse und immerwährende
Renten. 150 Bewohner, größtenteils weiblichen Geschlechts, erhalten darin tägliche Beköstigung und Verpflegung. Unter dem
Alter von 45 Jahren wird kein Individuum in diese Stiftung aufgenommen.“
Das Gebäude ganz rechts im Bild ist das 1609 erbaute Gasthaus für arme Reisende und Pilger, das 1830 abgerissen wurde. Die Betreuung der Kranken oblag den Franziskanermönchen des
Maria-Magdalenen-Klosters, das an der Stelle der heutigen Börse am Adolphsplatz stand und 1808 abgebrochen wurde.
Zu den schon genannten Hospitälern kamen nach der Gründung des Heiligen-Geist-Hospitals 1428 das Sunte Ilsabenhus (St.-
Elisabethen-Haus), 1505 das Hiobshospital an der Spitalerstraße und 1606 der Pesthof auf dem Heiligengeistfeld.