Als in Berlin eine Hochbahn vorgestellt wurde, weckte dies begehrlichkeiten bei den Hamburgern. So beriet der Hamburger Senat lange ob man eine Hochbahn nach Berliner oder eine Schwebebahn nach Wuppertaler Vorbild in Hamburg bauen sollte. Das Ergebnis ist bekannt: Es wurde die Hochbahn, die in einem Ring durch das damalige Hamburger Stadtgebiet führen sollte.
Hier erzählen wir Euch die Geschichten rund um die Hochbahn und einer vergessenen Hochbahn Trasse.
Schon während des Baus der Ringlinie stand fest, das es einen Zweig ins dicht besiedelte Rothenburgsort geben sollte. Die Ausfädelung wurde geplant zwischen Hauptbahnhof (Süd) und Berliner Tor, etwa auf der Höhe des Besenbinderhofes und Arbeitsamtes. Der Bau der Strecke wurde im Frühjahr 1911 begonnen. Vom Hauptbahnhof unterirdisch kommend wurde die Strecke unter dem Besenbinderhof geführt und kam im Hof der, damals noch nicht vorhandenen, Volksfürsorge wieder ans Tageslicht. Das Gebäude der Volksfürsorge wurde erst in den 20er Jahren über die Tunneleinfahrt gebaut. Von hier aus ging es dann via aufgeschütteter Rampe sowie einer Hochbrücke über die Berliner/Lübecker Fernbahnstrecke auf die Viaduktstrecke.
"Nächster Halt: Spaldingstrasse "
Die 1913 fertig gestellte Haltestelle SPALDINGSTRASSE lag an der Kreuzung Nagelsweg /Spaldingstrasse. Auf Alten Postkarten wird die Station auch Nagelsweg genannt. Schräg gegenüber befand sich bis
1906 der Lübecker Bahnhof. Wer heute Stadteinwärts an der dortigen Ampelkreuzung halten muss: an der Ecke Links gegenüber war der U-Bahnhof. Rechts vor der Ampel befand sich der "Lübsche
Bahnhof"
Hinter der Station Süderstrasse endet das Eisenviadukt, das nun übergeht in einem aufgeschütteten Bahndamm. Auf diesem Bahndamm erfahren wir ein Gefälle, das uns auf
das Niveau des Bahndammes der Gleise des ehemaligen Berliner Bahnhofs bringt. Eine Besonderheit bei dem Hochbahndamm ist, das es linksseitig ein gemauertes Futteral besitzt. Unser Triebwagen fährt
nun neben den Fernbahngleisen bis zum Billbrack. Dort überqueren wir die Bille über die dreiteilige Billbrackbrücke, die an dem anderen Ufer in einem steinernen Viadukt mündet. Wir kreuzen die
"Billstrasse" und fahren ein in die Gleichnamige Haltestelle die in einer leichten rechts kurve an der Billhorner Brückenstrasse lag.
Kleine Anmerkung am Rande: bei dem Bau dieser Station gab es Standort- Probleme, da der Senat sich nicht entscheiden konnte ob die Hochbahn durch den Hafen (Endstelle Finkenwerder) gebaut wird oder
nicht. Das hätte Auswirkungen auch auf die Größe der Station gehabt (2 oder 4 gleisig mehr als ein Zugang etc.), da dieser Linienzweig von hier ausgefädelt werden sollte.
"Nicht mehr zu steigen !!!..... Bliev buten, verdorricht !!!"
Das dürfte bei der Hochbahn die gängige Ansage gewesen sein, die "der Mann bzw. die Frau mit Mütze" ohne Mikrofon und Lautsprecher durch die Halle rief, wenn mal wieder jemand in letzter Sekunde auf
den Zug sprang.
Unser Triebwagen der Baureihe "T" setzt sich in Bewegung. Wir fahren in einem weitem Bogen durch das Feld des Güterbahnhofes Rothenburgsort und unterqueren die
Schienen des Eisenbahndamms der Staatsbahnstrecke "Ankelmann Platz" ( Berliner Tor, oben) - Bergedorf und fahren neben dem Vorortsbahnhof in die Halle der Haltestelle Rothenburgsort ein.
Der Bahnhof wurde als vorläufiges Endziel konzipiert und hatte ein dreigleisiges Kehrgleis. Geplant war eine Verlängerung nach Tiefstack. Die Brückenpfeiler wurden zumindest schon gebaut, zum
Streckenbau kam es aber nie.
Rothenburgsort erhielt 1927 die Zweitgrößte Abstellhalle nach Barmbeck für die Triebwagen der Hochbahn; allerdings ohne Werkstatt.
Das Ende des 1915 eröffneten Rothenburgsorter Streckenzweigs kam unverhofft in der Nacht zum 28.7.1943 mit der "Operation Ghomorrha". Wie die Stadtteile herum wurden
auch die Hochbahnanlagen "platt" gemacht. Die einst so lebhaften Stadtteile mit verschachtelten Strassen entlang der Hochbahn Strecke waren bis zu 90% zerstört. Es stand schon relativ früh fest
(1944) , das diese Strecke nicht wieder reaktiviert wird, sondern das alle Anlagen, sofern nicht schon zerstört, zurückgebaut werden.
Einzig der Tunnel unter dem Besenbinderhof wurde bis zum Bau der Wandsbek Linie noch als Abstellplatz genutzt. Dieser wurde bei eben diesen Bau vom Liniennetz abgekoppelt, da der Wandsbeker
Streckenneubau quer an dem Tunnel vorbei führte.