Die Hamburger Hochbahn 

Als in Berlin eine Hochbahn vorgestellt wurde, weckte dies begehrlichkeiten bei den Hamburgern. So beriet der Hamburger Senat lange ob man eine Hochbahn nach Berliner oder eine Schwebebahn nach Wuppertaler Vorbild in Hamburg bauen sollte. Das Ergebnis ist bekannt: Es wurde die Hochbahn, die in einem Ring durch das damalige Hamburger Stadtgebiet führen sollte.  

Hier erzählen wir Euch die Geschichten rund um die Hochbahn und einer vergessenen Hochbahn Trasse. 

Der Rothenburgsorter Zweig

Viadukt Nagelsweg ©Hochbahn

Schon während des Baus der Ringlinie stand fest, das es einen Zweig ins dicht besiedelte Rothenburgsort geben sollte. Die Ausfädelung wurde geplant zwischen Hauptbahnhof (Süd) und Berliner Tor, etwa auf der Höhe des Besenbinderhofes und Arbeitsamtes. Der Bau der Strecke wurde im Frühjahr 1911 begonnen. Vom Hauptbahnhof unterirdisch kommend wurde die Strecke unter dem Besenbinderhof geführt und kam im Hof der, damals noch nicht vorhandenen, Volksfürsorge wieder ans Tageslicht. Das Gebäude der Volksfürsorge wurde erst in den 20er Jahren über die Tunneleinfahrt gebaut. Von hier aus ging es dann via aufgeschütteter Rampe sowie einer Hochbrücke über die Berliner/Lübecker Fernbahnstrecke auf die Viaduktstrecke. 

Spurensuche Streckenabschnitt Besenbinderhof- Viadukt Nagelsweg

Hinter diesem kleinen Anbau war mal der Tunnelmund zum/ vom Hauptbahnhof. Unser besonderer Dank gilt hier den Pörtnern der Wohnungsbaukreditanstalt die den Zugang ermöglichten.
Vor 80 Jahren hier zu stehen wäre Lebensgefährlich gewesen. Wir befinden uns auf dem Gleisbett der Strecke hiernach fing das Viadukt an
Eben noch auf dem Gleisbett befinde ich mich nun unterhalb der Bahnstreke. Dies ist der erste Viaduktpfeiler mit dem Brückenwiderlager. Im Hof des Gebäudekomplexes Generali und Wohnungsbaukreditanstalt. (Nagelsweg/ Besenbinderhof)
Vorortbahn und Hochbahn begegnung am Viadukt

"Nächster Halt: Spaldingstrasse "
Die 1913 fertig gestellte Haltestelle SPALDINGSTRASSE lag an der Kreuzung Nagelsweg /Spaldingstrasse. Auf Alten Postkarten wird die Station auch Nagelsweg genannt. Schräg gegenüber befand sich bis 1906 der Lübecker Bahnhof. Wer heute Stadteinwärts an der dortigen Ampelkreuzung halten muss: an der Ecke Links gegenüber war der U-Bahnhof. Rechts vor der Ampel befand sich der "Lübsche Bahnhof" 

Hochbahnstation Süderstr. ©Hochbahn

Nächster Halt-> Süderstrasse 
Wir fahren aus der Haltestelle Spaldingstrasse; Hier überwand das damalige Hochbahn Viadukt den Nordkanal und führte entlang des Nagelsweges weiter zur Ecke Nagelsweg /Süderstrasse.

Spurensuche: Streckenabschnitt: U-Spaldingstr. - U-Süderstr.

Hier wo das Gebäude vom "Spaldinghof" steht, befand sich die Haltestelle "Spaldingstrasse".
Hier ziemlich mittig auf der Straße befand sich die Station Süderstraße. Die Süderstraße mündete ursprünglich rechts zwischen dem geklinkerten Hochhaus und dem anschließenden "Glaspalast"
Hochbahnstation Billstr. © Hochbahn

Hinter der Station Süderstrasse endet das Eisenviadukt, das nun übergeht in einem aufgeschütteten Bahndamm. Auf diesem Bahndamm erfahren wir ein Gefälle, das uns auf das Niveau des Bahndammes der Gleise des ehemaligen Berliner Bahnhofs bringt. Eine Besonderheit bei dem Hochbahndamm ist, das es linksseitig ein gemauertes Futteral besitzt. Unser Triebwagen fährt nun neben den Fernbahngleisen bis zum Billbrack. Dort überqueren wir die Bille über die dreiteilige Billbrackbrücke, die an dem anderen Ufer in einem steinernen Viadukt mündet. Wir kreuzen die "Billstrasse" und fahren ein in die Gleichnamige Haltestelle die in einer leichten rechts kurve an der Billhorner Brückenstrasse lag. 
Kleine Anmerkung am Rande: bei dem Bau dieser Station gab es Standort- Probleme, da der Senat sich nicht entscheiden konnte ob die Hochbahn durch den Hafen (Endstelle Finkenwerder) gebaut wird oder nicht. Das hätte Auswirkungen auch auf die Größe der Station gehabt (2 oder 4 gleisig mehr als ein Zugang etc.), da dieser Linienzweig von hier ausgefädelt werden sollte. 

Spurensuche Streckenabschnitt- Süderstrasse - Billstraße-

War das das Fundament zum Brückenwiderlager von der 3teiligen Brücke übers Billbrack?
Bei genauerem Hinsehen kann man hier den Bahndamm erahnen der sich hier befand.
Dieses Gebäude wurde an die Haltestelle Billstrasse (später Brückenstrasse), in den 20er/30er Jahren angebaut.
Geklinkert wurde bei dem Gebäude erst ab Bahnhofsdach.
Wenn man bewusst vor der Wand steht und sieht in welcher Etage der Bahndamm eigentlich gewesen ist, wird einem erst klar wie hoch das ganze ist. Auf keiner U-Bahnstrecke, hat/ hatte man diesen direkten Vergleich
Hoch- und Vorortbahnstation Rothenburgsort ©Hochbahn

"Nicht mehr zu steigen !!!..... Bliev buten, verdorricht  !!!" 

Das dürfte bei der Hochbahn die gängige Ansage gewesen sein, die "der Mann bzw. die Frau mit Mütze" ohne Mikrofon und Lautsprecher durch die Halle rief, wenn mal wieder jemand in letzter Sekunde auf den Zug sprang.

Unser Triebwagen der Baureihe "T" setzt sich in Bewegung. Wir fahren in einem weitem Bogen durch das Feld des Güterbahnhofes Rothenburgsort und unterqueren die Schienen des Eisenbahndamms der Staatsbahnstrecke "Ankelmann Platz" ( Berliner Tor, oben) - Bergedorf und fahren neben dem Vorortsbahnhof in die Halle der Haltestelle Rothenburgsort ein. 
Der Bahnhof wurde als vorläufiges Endziel konzipiert und hatte ein dreigleisiges Kehrgleis. Geplant war eine Verlängerung nach Tiefstack. Die Brückenpfeiler wurden zumindest schon gebaut, zum Streckenbau kam es aber nie. 
Rothenburgsort erhielt 1927 die Zweitgrößte Abstellhalle nach Barmbeck für die Triebwagen der Hochbahn; allerdings ohne Werkstatt. 

Spurensuche: Streckenabschnitt "U Billstr."- "U Rothenburgsort"

Die Häuser wurden dem Bahndamm angepasster weise gebaut..... und dank eines relativ verkommenen Gehweges, kann man auch hier noch den Bahndamm erahnen.
Auch die Vegetation am Rande des Güterbahnhofs schein noch auf die Hochbahn zu warten.
Der ehemalige Güterbahnhof Rothenburgsort. Hier führte die Hochbahnstrecke ebenerdig unter die Fernbahnstrecke dort wo gerade ei ICE vorbeihuscht.
Hinter dieser Wand, befindet sich noch ein Rest des Hochbahndamms. Die Wand selber enthält das Brückenwiderlager der die Strasse überspannenden Hochbahnbrücke.
Dort wo der Baum steht zwischen Hauseingang und dem Verputz an dem Verbliebenen S-Bahnhof befand sich einst die Hochbahnhalle
Zerstörtes Viadukt ©Hochbahn AG

Das Ende des 1915 eröffneten Rothenburgsorter Streckenzweigs kam unverhofft in der Nacht zum 28.7.1943 mit der "Operation Ghomorrha". Wie die Stadtteile herum wurden auch die Hochbahnanlagen "platt" gemacht. Die einst so lebhaften Stadtteile mit verschachtelten Strassen entlang der Hochbahn Strecke waren bis zu 90% zerstört. Es stand schon relativ früh fest (1944) , das diese Strecke nicht wieder reaktiviert wird, sondern das alle Anlagen, sofern nicht schon zerstört, zurückgebaut werden. 
Einzig der Tunnel unter dem Besenbinderhof wurde bis zum Bau der Wandsbek Linie noch als Abstellplatz genutzt. Dieser wurde bei eben diesen Bau vom Liniennetz abgekoppelt, da der Wandsbeker Streckenneubau quer an dem Tunnel vorbei führte.

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